16.07.2021
Barrierefreiheit an Spielplätzen

FW - Freie Wähler
Im Stadtrat Forchheim


von:
Manfred Hümmer
Beauftragter für Barrierefreiheit und Menschen mit Behinderung


am:
14.07.2021


an:
Stadt Forchheim
Herrn Oberbürgermeister
Dr. Uwe Kirschstein


Betreff:
Barrierefreiheit an Spielplätzen


Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
Spielplätze gelten als Begegnungsorte, an denen Menschen verschiedener Altersgruppen, aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten und mit unterschiedlichen Charaktereigenschaften aufeinander treffen. Besonders Kindern mit Behinderung wird allerdings die Möglichkeit, unbeschwert zu spielen, aufgrund ihrer körperlichen oder geistigen Einschränkungen oft verwehrt. Ein Kind, das auf einen Rollstuhl angewiesen ist, kann die Spielangebote kaum ohne fremde Hilfe von außen benutzen und selbst mit Unterstützung sind die meisten Geräte nur bedingt für Behinderte geeignet. Dies sollte in Forchheim anders sein. Auch behinderte Kinder haben den Willen und die Kraft, die eigene Entwicklung durch selbstständige und selbstgewählte Aktivitäten zu fördern - es muss ihnen nur ausreichend Zeit, Raum und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten gegeben werden. Dies stärkt das Selbstwertgefühl in entscheidendem Maße.
Barrierefreie Spielplätze bieten die Chance, den Spieltrieb und die Fähigkeiten behinderter Kinder unabhängig von ihren Begrenzungen zu fördern. Zudem begünstigt das gemeinsame Spielen von Kindern mit und ohne Behinderung den Inklusionsgedanken schon im frühen Kindesalter, sodass die Hemmschwelle, die möglicherweise aufgrund einer Behinderung entsteht, abgebaut werden kann. Somit wird die soziale Kompetenz junger Menschen im Umgang mit anderen Personen und deren persönlicher und individueller Lebensgeschichte gestärkt.
In vielen Städten wird die UN-Behindertenrechtskonvention auf kommunaler Ebene bereits umgesetzt und damit kommt das Thema Inklusion neben den Planungen für Kindereinrichtungen auch bei den öffentlichen Spielplätzen auf die Tagesordnung.
Inklusion auf Spielplätzen meint die Möglichkeit der Nutzung bzw. Teilhabe am Spiel durch alle, unabhängig von Alter, Geschlecht, Herkunft oder individuellen Fähigkeiten.
Was ist nicht gemeint?
Separieren ist nicht im Sinne der Idee, die das Miteinander fördern will. Inklusion bedeutet also nicht, dass zusätzlich zur bisherigen Spielplatzausstattung z. B. noch eine Rollstuhlfahrerschaukel aufgestellt wird, die lediglich von der Zielgruppe Rollstuhlfahrer genutzt werden kann, sondern dass gemeinsames Spielen ermöglicht wird. Ein barrierefreier Spielplatz muss die ganze Vielfalt abdecken. Best practise – Beispiele gibt es hierfür genug.
Vor diesem Hintergrund beantrage ich in meiner Funktion als Beauftragter des Stadtrats Forchheim für Barrierefreiheit und Menschen mit Behinderung:
- Abgabe eines themenbezogenen Sachstandsberichts durch das Amt für öffentliches Grün im Stadtrat
- Berücksichtigung des Themas „barrierefreie Spielplätze“ bei der aktuellen und künftigen Beplanung städtischer Spielplätze
- Beratende Einbeziehung der Trägergemeinschaft „Offene Behindertenarbeit – OBA – im Landkreis Forchheim“ als vertragsgebundener Kooperationspartner der Stadt Forchheim
Um die spezifischen Bedürfnisse und Wünsche von Menschen mit Behinderung im Hinblick auf die Ausgestaltung öffentlicher Spiel- und Aufenthaltsflächen sowie Veranstaltungen zu erheben, plane ich in 2021 eine Veranstaltung, ggf. auch in Kooperation mit der OBA. Über deren Ergebnisse werde ich gerne und soweit erwünscht, im Stadtrat berichten.
Mit kollegialem Gruß
gez.
Manfred Hümmer